Geschichte des 
Missionshauses in Neuenbeken

Gerne geben wir Schwestern einen kleinen Einblick in unsere über 100-jährige Geschichte hier im Ort, denn seit 1914 leben, beten und arbeiten die Missionsschwestern vom Kostbaren Blut im Missionshaus. So lang währt auch die gemeinsame Geschichte von Kloster und Dorf – eine gute und engagierte Beziehung, die sowohl von den Dorfbewohnern, als auch von den Schwestern sehr geschätzt und gepflegt wird

Nach einigem Hin und Her erfolgte 1914 die erste offizielle Gründung in Deutschland, in Paderborn/Neuenbeken als „Missionshaus von der Heiligen Familie“.
Die Klosterchronik berichtet, dass der Gutshof des Herrn William Bussen aus einem ländlichen Wohnhaus, einer großen Stallung und einer ebenso weiten Scheune rechts und links vom Wohnhaus, einen geräumigen Hof einschließend, nebst einigen Morgen Land bestand und so von den Schwestern erworben wurde.

Die erste Tätigkeit der Schwestern bestand in der Krankenpflege und der Leitung einer Näh- und Bewahrschule. 

Wichtig für die Schwestern im Missionshaus war es, bald eine Erwerbsquelle zu finden. Nachdem der ursprüngliche Plan, ein Exerzitienhaus zu bauen, aufgrund der Kriegszeit nicht verwirklicht werden konnte, entschloss man sich, ein Erholungsheim einzurichten. Schon im Juni 1915 kamen die ersten erholungssuchenden Damen, denn in dieser schweren Kriegszeit suchten die Stadtbewohner mit Vorliebe das Land auf, um ihre erschlaffenden und schwindenden Kräfte in gesunde würziger Waldluft bei guter Hausmannskost zu erneuern. (aus d. Chronik) 

1920 wurde den Schwestern nahegelegt, unterernährte Kinder aufzunehmen. Bis 1928 blieb daher ein Kinderheim erhalten. Daraus ergab sich ein lang andauerndes Aufgabengebiet der Schwestern, denn bald schon wurde der örtliche Kindergarten übernommen, dessen Leitung bis 2003 immer wieder Schwestern innehatten.

Über viele Jahre war das Missionshaus eine Stätte schulischer und beruflicher Bildung. Angefangen von der „Missionsschule“, die von 1926 bis 1971, nur durch die Kriegszeit unterbrochen, als eine Art Vorschule für junge Schwestern und deren spätere Tätigkeit in der Mission errichtet wurde. Hier erhielten Frauen zwischen 13 und 20 Jahren das Oxfordexamen, oder das „englische Abitur“. Zeitgleich wurde eine Haushaltungsschule eröffnet, aus der später eine Berufsfachschule und Pflegevorschule erwuchs, die bis 1982 Bestand hatte. Zeitweise bestand parallel eine englische Haushaltungsschule, um Schwestern auf die englische Küche in den afrikanischen Ländern vorzubereiten.

Aus der Schule und dem Internat erwuchs nach der Schließung ein Bildungshaus, in dem ordenseigene Seminare für Einzelpersonen, Jugendliche und Familien angeboten wurden. Geistliche Begleitung, Trauerbegleitung und Exerzitienbegleitung bilden bis heute ein Schwerpunktangebot im Missionshaus.

Ende 2014 wurde aus dem Bildungshaus das „Gästehaus Franz Pfanner“. In 18 Einzelzimmern und 7 Doppelzimmern heißen wir Erholungssuchende herzlich willkommen. Einkehr und Stille lassen sich hier ebenso finden, wie Erholung nach Wanderungen durch die wunderbare Natur mit seinen vielen ausgewiesenen Wanderwegen. So freuen wir uns sehr, als „Qualitätsgastgeber“ vom Deutschen Wanderverband ausgezeichnet worden zu sein.

Im Missionshaus in Neuenbeken leben derzeit ca. 85 Schwestern. Viele von den Schwestern kehren nach einem langen Einsatz im Ausland oder von europäischen Stationen zurück zu dem Ort, von wo sie ausgesandt wurden, und erhalten Hilfe und Sorge in Alter und Krankheit. 
 
Das Schlusswort der Chronik zum 100 jährigen Bestehen der Missionsschwestern vom kostbaren Blut mag auch hier ein gutes Wort zum Ende bilden: Das Leben im Missionshaus vollzieht sich vielgestaltig, ganzheitlich, das seinen Ausdruck im „ora et labora“,  im „bete und arbeite“ findet. Es ist letztlich ein missionarisches Leben, ist es doch ein miteinander Glauben und miteinander Leben in jeder Hinsicht.